WÜRZBURG IN FARBE

    Der Name "Würzburg in Farbe" steht für das Projekt "Würzburg in Farbe" und ist gleichzeitig Titel des gleichnamigen Buchs über die Graffitigeschichte Würzburgs.
    Stellvertretend für "Würzburg in Farbe" steht diesen Monat JMC im Spotlight.
     
    Ich bin Teil des Projekts "Würzburg in Farbe", was der Titel eines Bilder/Foto-Buches über die Graffitigeschichte Würzburgs werden soll.
    Alex Frank, aka belt ist die andere Hälfte des Hauptteams. Curly, Coopz und Zwo und noch viele weitere sind projektunterstützend tätig.
     
    Würzburg in Farbe ist mittlerweile fast schon zu einer Marke geworden. Unser Logo ziert T-Shirts, Pullis, Sticker und viele weitere Werbeträger. Im Zuge unseres Buches konnten wir viele alte Bekanntschaften wieder aufwärmen, neue Freundschaften weltweit knüpfen. Es ist einfach nur schön, was dieses Projekt schon alles in einem sehr positiven Sinne bewirkt hat. Hierbei möchte ich auch unser Charity-Sketchbook erwähnen. Ähnlich, wie ein Freundesbuch, Poesiealbum habe ich damals ein Blankosketchbook mit vielen Briefmarken, Freikuverts und Stickern auf Reisen geschickt. In der Hoffnung, dass das Buch von Hand zu Hand geht, ordentlich vollgemalt wird und irgendwann wieder in meinem Briefkasten landet. Anschließend soll das volle Buch im Zuge unseres Buchreleases für einen guten Zweck versteigert werden.
    Und tatsächlich, das Buch kam zurück. Noch nicht ganz voll, aber mit vielen hochkarätigen Einträgen. Mittlerweile, in meinen Augen, so wertvoll, dass es jetzt nur noch gezielt verschickt wird. Die Kontakte, die durch die persönlichen Ansprachen geknüpft wurden, sind für mich auch heute noch unfassbar. Teilweise schreibt man hier mit den „Graffitihelden“ aus Jugendzeiten, mit den Godfathern der internationalen Graffitigeschichte. Geschichte pur aus erster Hand.

    Malst Du selbst auch und wenn ja, seit wann malst Du?

    Tatsächlich male ich ab und zu wieder. Bezeichne mich selbst als ein Schönwettermaler. Es muss alles stimmen. Wetter, Location, Getränke, Mitmaler, Konzept, Verpflegung. Angefangen in den 90er Jahren. Zusammen mit Sir in der KruJS. Workshops, Konzeptwände, Aufträge. Unterbrochen durch Geburt meiner Kinder. Nach knapp 20 Jahren Dosenabstinenz wieder in die Szene eingetaucht, nachdem ich auf einer Hochzeit einen aktiven Würzburger Maler, Keim, kennengelernt habe. Er hat mir einen Kontakt zur aktiven Szene geknüpft. Seither bin ich nahezu jedes Wochenende auf Jams unterwegs. Spotte nebenbei die Würzburger Szene und viele bunte Züge. Dokumentiere dies auf Instagram unter: graffiti.wuerzburg .
     
     
    Was ist Dir an Kunst und Graffiti wichtig?

    Interessante Frage – Graffiti, die vergängliche Kunst – noch immer stigmatisiert. „Was? Du machst Graffiti?“ – Lieb' es oder hass' es. Ich finde es genial wie sich Menschen an einer Wand oder an einem Bild verwirklichen. Illegal kann man sich nur versteckt für seine Werke „feiern“ lassen – legal ist es anders. Ich finde, dass beides eine Art der Ausdrucksweise ist. Ich kann Botschaften senden, einfach nur meinen Namen schreiben, ich bin unbegrenzt in meinem Tun, ich kann mich verwirklichen. Letztendlich setze ich meine Unterschrift unter das Geschaffene. Was ich mit diesem Bild bewirke, weiß ich nicht. Es ist wie der Wurf eines Steines in ein ruhendes Gewässer. Wie viele Kreise er zieht weiß ich nicht. Ich muss den Stein nur werfen, denn ohne den Wurf zieht er auch keine Kreise.

    Hast Du Vorbilder? Und wenn ja, welche?
     
    Vorbilder? Ich gehe davon aus, es sind Vorbilder beim Graffiti gemeint?
    In den 90ern verschlang und feierte ich die Werke von Daim, Mode2, Bomber, Moockie, Earlone und Loomit – gerne hätte ich ihre Talente gehabt. Heute weiß ich, ich habe diese nicht und werde sie auch nie haben. Ich h
    abe aber einen Weg gefunden, dass ich mit dem, was ich an die Wand bringe, zufrieden bin. In dem Wort „zufrieden“ steckt das Wort „Frieden“. Gefällt es mir nicht, wird es halt wieder überstrichen. Ich ziehe auch Kraft aus Niederlagen, freue mich aber natürlich auch über Siege und Lob. Wie, so glaube ich, jeder von uns. Richtige Vorbilder hatte ich nie. Habe aber in meinem Leben gelernt, dass ich mir mein Leben selbst bilden muss aber auch kann. Übernehme gerne Dinge, die mir gut tun und lasse Dinge weg, die ich selbst nicht mag.
     

    Wer oder was inspiriert Dich?

    Ich male nur noch selten meinen Namen. Widme gerne Bilder an Menschen, die mir gut tun, die mir wichtig sind. Ich mag keine „Stempelbilder“, die irgendwann langweilen. Ich erfreue mich an kreativen Neuschöpfungen. Beispielsweise war ich vor einer Woche in Dortmund auf der Twister-Ausstellung. Der mit Pünktchen beklebte RRX – Jezus, Shark und Olymp – genial. Oder Moses und Taps, Home.87, Rache, Tese - wonabc
    Heute habe ich zusammen mit belt und curly eine Konzeptwand anlässlich des 40sten Geburtstages der Würzburger Discothek Airport und den 100sten Geburtstag von Loriot gelackt. Was ganz anderes als sonst – inspiriert haben wir uns teilweise kurzfristig an der Wand – so etwas finde ich genial. Jeder hat mal etwas Neues ausprobiert – jeder hat den anderen aber auch korrigiert, ohne gleich anzuecken oder als Besserwisser dazustehen. Wir haben uns gegenseitig unterstützt und waren uns am Ende des Tages in den Armen gelegen und haben uns gegenseitig gefeiert.


    Mit wem malst Du in der Regel zusammen oder malst Du eher alleine?

    Es gibt Tage an denen ich auch schon alleine an der Wand stand. In letzter Zeit male ich häufiger mal mit den Würzburg in Farbe-Leuten. Dieses Jahr auch schon mit Amber, Speedy, radik42 und Anstylo in Frankfurt. Für kommendes Jahr wurde ich von den ABC-Crew-Jungs aus München eingeladen. Irgendwie freue ich mich darauf – aber ein wenig Bammel habe ich trotzdem.
    Ein besonderes Highlight ist für mich die gemeinsame Zeit mit meinem Sohn an der Wand. Von ihm kann ich mittlerweile richtig was lernen und profitieren. Leider viel zu selten – ich bin der Meister der Ausreden.


    Was bedeuten Jams für Dich heutzutage?

    Jams bedeuten mir tatsächlich ganz schön viel – ich weiß nicht genau, wie viele Kilometer ich dieses Jahr gefahren bin, um Jams zu besuchen. Es ist immer wieder ein schöner Moment, alte und neue Gesichter zu sehen und kennenlernen zu dürfen. Endlich gibt es Gesichter zu den Künstlernamen. Wie gesagt, es sind viele Freundschaften entstanden. Freundschaften muss man aber auch pflegen. Die legendäre Osterjam 1994 ist mir allerdings noch immer im Gedächtnis. Feiert übrigens nächstes Jahr 30sten Jahrestag. Hier wurde tagsüber gemalt, danach ging es in die Halle. Dort wurde gerappt und gebreakt. Am Ende der Aufritte saß man noch im Kreis, tauschte Fotos, Sketchbooks, Adressen und Telefonnummern.


    Zwei, drei Worte zum "Dreckigen Dutzend"?

    Zwei, drei Worte reichen hier leider nicht. Das Dreckige Dutzend ist eine Veranstaltung, die eigentlich bei jedem jährlich rot im Kalender leuchten sollte. Akteuren und Gästen wird hier ein Rund-um-Sorglos-Paket auf dem goldenen Tablett serviert. Collabos an der Wand, Übernachtungsmöglichkeiten, Foodtrucks, Gerüste, vorbereitete Wände, Goodie-Bags, Dosen – alles wird ins Kleinste recherchiert und kommuniziert. Gemeinsames Abendessen, Fahrgemeinschaften, ein Line-Up vom Feinsten, Newschool und Oldschool, bunt gemischt. Für mich persönlich war das diesjährige Dreckige Dutzend in Zusammenarbeit mit der ddc-factory in Schweinfurt, unter dem Motto: Schweinfurt in Colors, das absolute Highlight der letzten Jahre. Zum einen, weil wir mit dem Würzburg in Farbe-Team eigentlich die Veranstaltung nach Würzburg holen wollten, zum anderen, weil ich selbst mithelfen durfte und das unbeschreibliche Engagement seitens der DD12 Orga kennenlernen durfte. So viel Liebe, Engagement und detailverliebheit habe ich bisher noch nie erlebt. Wahnsinn. Ich wünsche daher noch viel Energie für die bevorstehenden Projekte DD12, Aerosol Queens und alles, was noch so auf der Agenda steht. Vor allem aber wünsche ich Gesundheit und ein starkes familiäres Team hinterm Rücken. Sage Dir hiermit, wenn es zeitlich reinpasst, meine Unterstützung zu. Bist a Guter, bleib so!